Tag 3 Cala Gonone – Muravera

16 06 2010

Potzblitz! Blauer Himmel, soweit das Auge reicht! Nicht eine Wolke! Als wäre es nie anders gewesen. Fräulein Sonne zeigt sich heute als Kumpel und hat sich entschlossen, mich zu begleiten. Sie schüttelt mal eben lässige 25 Grad aus dem Ärmel, und das neun Uhr vormittags. Nach einem kräftigen Frühstück im Hotel packe ich meine Sachen und belade den Roller. Als ich fertig bin, könnte ich schon wieder duschen. Oder baden. Bei dem Wetter… 🙂

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Da meine Handschuhe noch nass von gestern sind, fahre ich den halben Tag ohne. Und prompt habe ich Sonnenbrand auf den Handrücken! Weiter geht es Richtung Süden, wie immer durch Kurven, über Berge, durch Täler. Tut mir leid, wenn es beim Lesen langweilig wird, aber hier gibt’s nunmal NUR Kurven! Naja, nicht ganz, ein Teil der heutigen Strecke war blöde schnurgerade Schnellstraße, da hab ich wohl irgendwo eine Abzweigung verpasst. Aber trotzdem, die Kurven dieser Insel haben es mir angetan! Ich spiele ein bisschen mit meiner Videokamera, probiere unterschiedliche Kamerapositionen, mal am Helm, mal an der Maschine. Als die Kamera mittels Saugnapf auf dem Topcase einen Logenplatz mit Ausblick nach hinten hat, verliere ich sie plötzlich. Ich höre es noch klappern hinter mir, ein Transporter merkt es und hupt. Nun hat sie einige Kratzer, scheint aber noch zu funktionieren. Merke: Saugnapf, Topcase, blöde Idee! 🙂

Zu Mittag bin ich in Arbatax, einem kleinen verträumten Hafen am Meer. Hier gibt es berühmte rote Felsen zu bestaunen, die als einziger Farbklecks im ansonsten geradezu widerlichen blau in blau von Himmel und Wasser erscheinen. Ihr merkt schon, ich hab es dem Wetter immer noch nicht verziehen! 😉

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Kurz hinter Arbatax fahre ich meinen 1000. Kilometer dieser Tour. Es werden mehr, keine Bange! Erstaunlich übrigens, was man so alles in den Serpentinen Sardiniens antrifft. Schafe, Kühe, Hunde. Stehen einfach mal eben auf der Straße rum. Ebenso ein Bauarbeiter mit einer Messstange. Mitten im Scheitelpunkt einer engen Kurve. Ich bin ca. 2m an ihm vorbei, ich glaube der hat jetzt noch psychische Auswirkungen davon. Merke: Baustellenschilder und Tempo 20 Schilder beachten! Das trifft übrigens fast immer zu!

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In Villaputzu erscheint meine Tankreserve-Anzeige. Nagut, ausnahmsweise mache ich das Navi an. Nächste Tankstelle, 43km, aber in die falsche Richtung, nämlich Norden! WAS??? Ich hab doch vorher gelesen, in jedem größeren Ort gibt es Tankstellen. Und Villaputzu ist ein größerer Ort. Ich fahre also ein paar Kilometer weiter und schon taucht eine auf. Blödes Navi, wiedermal. Leider gibt es dort nur einen Automaten, wie so oft hier, der nimmt nur Tankkarten oder Scheine. Ich habe nur einen 20er und soviel passt nicht in den Tank. Also kaufe ich mir an der nächsten Bar ein Eis.

Während ich so Eis essend am Marktplatz unter Bäumen sitze, kommt ein klitzekleiner uralter Mann vorbei, mit Baskenmütze und Hosenträgern. Wirklich, er war bestimmt nur 1,40m und geschätzte 95 Jahre alt! Er guckt mich interessiert an und sagt “Bon appetito”. Ich erwidere “grazie” und er darauf “schmeckt’s?”

Leicht erstaunt sage ich “natürlich, schmeckt sehr gut”. Er guckt mich an und lacht und meint “habe nur so gesagt, wusste nicht sie deutsch… tschusssss” 🙂 Lustiger kleiner Mann.

Kurz hinter Villaputzu geht es nach links nach San Giovanni, ich biege spontan ab. Bin selbst manchmal über meine Spontanität erstaunt. 🙂

Es bietet sich mir ein herrlicher weißer Strand mit sehr wenig Betrieb. Ok, baden ist angesagt! Ich fahre den Parkplatz bis zum Ende, da sehe ich eine festgefahrene Autospur im Gebüsch verschwinden. Ich fahre rein und bestimmt 800m weiter steht nur ein einziges Auto, direkt am Strand. Ich will mich daneben stellen, als ich mich plötzlich festfahre. Die Karre geht hinten runter wie nix gutes, zack, fest. Und das bei knapp 380kg Gewicht! Nichts geht mehr… also abladen und buddeln. Übrigens, wiedermal eine Klasse Erfindung, diese Vorderrad-Verriegelung. Hat mir hier immens geholfen! So kann man eben auch mal alleine vorwärts und rückwärts schieben. Nach einer halben Stunde bin ich frei und total durchnässt. Jetzt aber ab ins Wasser! Hier fiel dann auch die Entscheidung: mein nächstes.. ääh.. mein erstes Motorrad wird eine Reiseenduro!

Doch die Schinderei hat sich gelohnt, ist das nicht ein Traumstrand? Und ganz für mich alleine… 🙂

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Das Wasser ist unglaublich warm, mindestens, achwas… wenn nicht noch mehr! Aber auch tierisch salzig, da hat der Koch wohl falsch portioniert. Noch im Wasser, mit dieser Traumkulisse aus Bergen und Strand, beschließe ich den Feierabend. Ich suche mir den nächsten Campingplatz, 4Mori direkt südlich von Muravera, baue mein Zelt in einem Wäldchen auf und gehe nochmals baden. Außerdem wird es Zeit, Wäsche zu waschen, entweder nass vom Regen oder vom Schwitzen. Nur das WLAN für 10€/3h gönne ich mir nicht, wer braucht schon 3 Stunden Internet?! 🙂

Mal so nebenbei, was ist eigentlich der musikalische Grundton einer Vuvuzela, dieser südafrikanischen Fröhlichkeitsfanfare? Das Gesumme ist hier leider auch zu hören, klar, ist ja WM. Ich finde, die Fliege die mir beim Abendbrot Gesellschaft leistet, klingt genauso…



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