Tag 10 Der Reifentag

23 06 2010

Da mein Hinterreifen ja nun endgültig den Geist aufgegeben hat, verbringe ich den Vormittag mit ausgiebigem Nichtstun. Ich warte auf den Anruf des ADAC. Schließlich kommt die rettende Nachricht, ein Transport soll mich um 12 an der Rezeption des Campingplatzes abholen. Er bringt mich dann zu einem Reifenhändler und die Montage soll auch gleich erfolgen. Wahnsinn!

Mit nur einer knappen Stunde Verspätung trifft der Transporter dann ein. Der Fahrer holt ein 20cm breites Brett als Auffahrrampe raus und sieht die beiden Vorderräder meines Rollers, die deutlich breiter sind. Prompt fängt er wie wild an zu fluchen! So richtig typisch italienisch, ich verstehe kein Wort, kann mir aber ein Grinsen kaum noch verkneifen. Schließlich, so nach gefühlten 5 Minuten Fluchen, einigen wir uns darauf, die Kiste auf einem Vorderreifen hochzuschieben, während er das andere Rad hochhebt. Mit der Verriegelung der Vorderräder klappt das auch wunderbar.

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Dann geht’s nach Tempio Pausania, schöner Name für ein Nest mitten in den Bergen. Mein Fahrer flucht auch während der Autofahrt, sei es über sein piependes, weil Akku-leer-Handy oder über einen Krankenwagen, der MIT EINGESCHALTETEM BLAULICHT (!!) ganz vorsichtig über einen Tempo-Huckel auf der Straße fährt. Er hupt ihn sogar an und flucht! Ja ok, mein Roller ist eben wichtiger als so ein Sterbender da im Krankenwagen. Respekt für diesen Arbeitseifer! 🙂

Vor der Werkstatt muss ich dann eine Stunde warten, die mittägliche SIESTA ist hier hochheilig! Ich mache es mir unter ein paar herrlich duftenden Bäumen gemütlich. Als ich dann zur Werkstatt laufe, sehe ich schon zwei Männer kopfschüttelnd dastehen. Sie wissen nicht, wie sie meinen gebremsten und verriegelten Roller in die Werkstatt bekommen sollen. Anfänger. 🙂

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Der Mechaniker ist schwer in Ordnung, man verständigt sich mit Händen und Füßen, Englisch kann auch hier niemand. Als ich ihm erkläre, dass ich in 2000km einmal um Sardinien rumgefahren bin, prustet er kopfschüttelnd los und meint, ich habe “Cojones”… 😉

Der Chef des Ladens fährt mich dann sogar noch zu einem Bankomaten, denn VISA nimmt er nicht. Zum Abschluss bekomme ich noch eine Straßenkarte der Region geschenkt. Als ich frage, wo es Richtung Oschiri geht, wundern sie sich, weil ich doch aus Valledoria komme. Naja, neuer Reifen, neue Tour, da sind schon noch ein paar Kurven fällig heute… wieder lachen beide… “crazy german”…

Die Rücktour geht dann bei bis zu 30°C und leicht bewölktem Himmel von Tempio Pausania über Oschiri am Stausee Lago del Coghinas vorbei. Hier gibt es eine sehenswerte Brücke über den See und der See selbst ist auch nicht ohne! Wunderschön liegt er in der Landschaft. Liegt das an meinem neuen Hinterreifen oder warum finde ich gerade alles wunderschön? Ich fliege nur so um die Kurven… schließlich muss “der Neue” ja erstmal ins Team eingearbeitet werden.

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Nach Oschiri kommt eine Strecke Schnellstraße und als Abzweig davon eine schnurgerade Landstraße, die fast bis zum Horizont führt. Genauer gesagt bis zum Fuß einer Bergkette. Kaum ist der Fuß erreicht, knickt die Straße ab und es folgen die typischen wilden Kurven. Herrlich… ach nein, wunderschön…

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Ich fahre auf der Rücktour ungefähr 120 Kilometer und da ist es wieder, das Grinsen! Die letzten zwei Tage war mir nicht so wirklich danach… Wer mich kennt, weiß wie sehr ich schon die Kurven in Gran Canaria mochte, aber die hier sind noch mal einen Zacken schärfer… 😉

Und so beende ich den Tag im Wasser an meinem Lieblingsstrand neben dem Campingplatz und freue mich, morgen doch noch ein paar Kilometer genießen zu können. Danke an den ADAC, der das mal eben so möglich gemacht hat!



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1 Antwort zu “Tag 10 Der Reifentag”

  • Günter sagt:

    Zur Info: Krankenwagen fahren in Italien immer mit Blaulicht, ich weis auch nich warum! Und wenn Sie einen Notfall haben, schalten Sie die Sirene ein. Dafür lassen sie diese dann ununterbrochen laufen, egal ob die Straße frei und es nachts um 3 Uhr ist.
    Hört sich dann so an:

    http://www.youtube.com/watch?v=0vYnjyvp4qU

    und nervt ungemein.

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